Erforschung eines neuen Paradigmas für Architektur und Design
Der Klimawandel, die Verknappung der Ressourcen und der Zusammenbruch der biologischen Vielfalt setzen uns zunehmend Grenzen für unser Handeln. Nachhaltigkeit wird zur Leittugend für unsere Branche. Dies erfordert ein neues Paradigma in der Architektur: "Form follows sustainability".


Global Computational Design Leader
Mathew Vola
Direktor
Zuletzt aktualisiert: Februar 2023
In seiner klassischen Abhandlung über Architektur schrieb Vitruv, dass die Grundprinzipien eines jeden Geb?udes firmitas, utilitas und venustas seien.
Dies kann als Leistung, Nützlichkeit und Inspiration interpretiert werden. Historisch gesehen l?sst sich beobachten, dass je nach der Art des dominierenden Akteurs im Bauprozess einem der Grunds?tze Vorrang vor den beiden anderen einger?umt wird. Bei den gotischen Kathedralen zum Beispiel stand die Sch?nheit an erster Stelle, da ihre Kathedralen buchst?blich in den Himmel ragten. In den letzten beiden Jahrhunderten, nach der industriellen Revolution, waren die Investoren die wichtigsten Interessenvertreter, was zu Sullivans "form follows function" als vorherrschendem Paradigma in der Architektur führte.
Doch die Zeiten ?ndern sich. Die Grenzen des exponentiellen Wirtschaftswachstums in einer linearen Wirtschaft sind erreicht, und die Grenzen unseres Planeten werden immer deutlicher sichtbar. Der Klimawandel, die Verknappung der Ressourcen und der Zusammenbruch der biologischen Vielfalt setzen uns zunehmend Grenzen für unser Handeln. Nachhaltigkeit wird zur Leittugend für unsere Branche. Unser Planet und seine langfristigen Interessen sind ein wichtigerer "Stakeholder" als kurzfristige Kapitalertr?ge, die auf Kosten des Planeten erzielt werden. Dies erfordert ein neues Paradigma in der Architektur: "Form follows sustainability".
Die Gestaltung mit unserem Planeten als wichtigstem Stakeholder erfordert ein verst?rktes und wachsames Augenmerk insbesondere auf die Leistung eines jeden Objekts. Anlagen haben das Potenzial, Wasser aufzufangen und Kohlenstoff zu speichern, Energie zu erzeugen und ausreichend Platz für die Artenvielfalt zu bieten. Natürlich müssen sie auch weiterhin nützlich und anregend sein. Im 21. Jahrhundert und angesichts des Zustands der Umwelt kann eine Anlage, die nicht nachhaltig ist, jedoch weder nützlich noch inspirierend sein.
Das Mantra auspacken
Wenn sich die Formgebung an den angestrebten Nachhaltigkeitsergebnissen orientieren soll, dann brauchen wir eindeutig einen neuen Ansatz für die Technik. Angesichts der Komplexit?t der Nachhaltigkeitsziele und der Tatsache, dass es schwierig ist, verk?rperte und betriebliche Emissionen wirklich aus dem Geb?udedesign zu entfernen, müssen wir uns mit einer weitaus gr??eren Bandbreite von Faktoren, Zielen und anderen überlegungen auseinandersetzen.
Au?erdem k?nnen wir es uns nicht mehr leisten, reaktiv zu sein und die Technik als Reaktion auf ein bereits festgelegtes Briefing oder eine definierte architektonische Vision anzuwenden. Wir müssen proaktiv handeln und unseren Kunden und Mitarbeitern einen validierten Rahmen nachhaltiger Optionen zur Verfügung stellen, aus denen sie w?hlen k?nnen. Diese sollten den Auftrag vorgeben.
Wenn wir alles in unserem Kopf erforschen, sind wir in der Regel auf das beschr?nkt, was wir bereits wissen.
Tristram Carfrae
Ehemaliger stellvertretender Vorsitzender, Arup
Glücklicherweise verfügen wir im 21. Jahrhundert über die n?tige Rechenleistung, um die vielen Str?nge dieser neuen Art der Gestaltung zusammenzuführen. So k?nnen wir multidisziplin?re Designplattformen entwickeln, auf denen wir Optionen generieren, Analysen durchführen, Algorithmen für die beste L?sung anwenden, die relevanten Daten extrahieren und speichern und die Ergebnisse auf überzeugende, informative und überzeugende Weise visualisieren k?nnen. Dies ist die Dom?ne des Computational Design, und sie hat bereits tiefgreifende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir entwerfen, und auf die Qualit?t der Ergebnisse, die wir erzielen k?nnen.
Erkundung der Realit?t innerhalb der Maschine
Nehmen wir ein typisches Entwurfsprojekt: ein gemischt genutztes Wohn- und Gewerbegebiet in einer Gro?stadt. Mit einer rechnergestützten Entwurfsplattform wie unserer eigenen Arup inForm k?nnen wir über die Kernanliegen des Kunden - Wert pro Quadratmeter, Energieverbrauch und Materialkosten - hinausgehen. Mit Arup inForm k?nnen wir zus?tzliche Kriterien für Komfort (Wind, Tageslicht, Akustik), Qualit?t (Ausblicke, soziale Sicherheit) oder Nachhaltigkeit (verk?rperter Kohlenstoff, Verbesserung der biologischen Vielfalt) und viele andere hinzufügen, um eine wirklich nachhaltige Designdefinition abzurunden, auf die sich Bauherr, Investoren, Planungsabteilung und die ?rtliche Gemeinde einigen k?nnen. Das Tool kann viele Optionen generieren, die unseren Anforderungen entsprechen, und dies wird dann eine architektonische Entwicklung erm?glichen, die auf erreichbaren Nachhaltigkeitszielen für das Projekt als Ganzes basiert.

Computergestütztes Design h?lt uns in gewisser Weise über die wahren Auswirkungen von Design auf dem Laufenden und setzt gleichzeitig unsere Kreativit?t frei. Es erm?glicht uns, über die traditionellen Annahmen über Design und Materialien, Form und Funktion hinauszugehen - Annahmen, die uns in den Jahrzehnten vor der Klimawissenschaft vielleicht nicht beunruhigt haben, aber heute sicherlich schon.
Abgesehen von den zentralen Ergebnissen und der Leistung auf Projektebene hat das rechnergestützte Design das Potenzial, dem Design die dringend ben?tigte Radikalit?t zurückzugeben. Es erm?glicht jedem Ingenieur, Designer, Architekten und Kunden, seine Entscheidungen mit mehr Mut zu treffen. Es kann unserer Branche helfen, endlich eine Führungsrolle in Sachen Nachhaltigkeit zu übernehmen.
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