Die deutsche Stadt Freiburg im Breisgau entwickelt im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie das Smart-City-Modellprojekt DATEN:RAUM:FREIBURG. Ziel ist es, Daten aus verschiedensten Quellen in einer digitalen Infrastruktur zu bündeln, zu analysieren und Bürgern und Unternehmen für zahlreiche Anwendungen bereitzustellen, so dass die komplexen Aufgaben der Stadtverwaltung und der Stadtentwicklung einfacher und zeitsparender gehandhabt werden können.

Wir haben für dieses Projekt einen digitalen Stadtzwilling mit zwei Prototypen entwickelt: eine Anwendung mit lokalen Mobilitätsdaten zur Schaffung eines menschenfreundlichen Verkehrsraums und eine digitale Verkaufsplattform für städtische Grundstücke.

Unsere Arbeit an diesem Projekt zeigt, was im Bereich der Smart Cities möglich ist, insbesondere im Hinblick auf Ressourceneinsparungen, Emissionsreduzierungen, optimierte Mobilität und die Reduzierung von Verwaltungskosten. Auch wenn jede Stadt individuell geplant werden muss, bietet das Projekt in Freiburg eine mögliche Blaupause, die auf andere Städte übertragen werden kann, weil sie skalierbar und erweiterbar ist - auf die jeweiligen Bedürfnisse der Menschen.

Die Rolle des Verkehrs in der intelligenten Stadt

Verkehr ist ein allt?gliches Merkmal in fast jeder Stadt. Die von uns entwickelte L?sung zur Erfassung von Live-Verkehrsdaten dient der Sicherstellung eines menschenfreundlichen Verkehrs durch eine optimierte Mobilit?tssteuerung. Sie soll auch die Nutzung dynamischer Daten aus heterogenen Quellen beispielhaft aufzeigen.

Neben Pkw, Bussen und Lkw erfasst und analysiert unsere Anwendung auch Daten zur aktiven Mobilit?t, d.h. zu Fu? gehende und radfahrende Personen, die in ?hnlichen Analysen oft nicht berücksichtigt werden. Für die Umsetzung nutzen wir eine Crowdsource-L?sung der belgischen Firma Telraam. Die von Telraam verwendeten Sensoren erm?glichen es uns, zwischen Autofahrern, Radfahrern und Fu?g?ngern zu unterscheiden. Dank der Beteiligung von Bürgern, die das Kamerager?t der Crowdsource-Plattform an der Innenseite ihrer Fenster installierten, konnten die erforderlichen Daten gesammelt werden. Diese L?sung ist datenschutzkonform, da die gesammelten Bilddaten direkt auf den Ger?ten verarbeitet werden und nur Z?hlwerte weitergegeben werden.

Ein effizienterer Prozess

Bei der Entwicklung der Verkaufsplattform für das st?dtische Immobilienmanagement ging es darum, Geo- und Nutzerdaten in die Plattformarchitektur zu integrieren, auszuwerten und schlie?lich zu visualisieren. Als Fallbeispiel wurde der neue Freiburger Stadtteil Dietenbach gew?hlt, in dem Tausende von Menschen leben werden. Die digitale Aufbereitung zeigt interaktive dreidimensionale Karten mit der vorhandenen Parzellierung der Grundstücke sowie objektspezifische Daten.

Ein wichtiger Bestandteil der von uns entwickelten Verkaufsplattform ist ihre Transparenz. Wenn beispielsweise der Neubau eines Nahversorgungszentrums geplant ist und die ersten H?ndler identifiziert wurden, k?nnen Interessenten online prüfen, ob ihr Sortiment für diesen Standort geeignet ist und gegebenenfalls sogar Kontakt zu den H?ndlern aufnehmen. Der auf diese Weise transparent gestaltete Prozess vereinfacht das Vergabeverfahren und reduziert den Verwaltungsaufwand enorm.

Plattformarchitektur als Basis für weitere Module

Die grundlegende Plattformarchitektur besteht aus Open-Source-Komponenten. Sie haben den Vorteil, dass sie die Abh?ngigkeit von einem Hersteller vermeiden, Transparenz durch offenen Quellcode schaffen und Interoperabilit?t erm?glichen.

Insbesondere die Interoperabilit?t ist für das Projekt von entscheidender Bedeutung, da aktuelle und zukünftige Erweiterungen mit verschiedenen Systemen und Programmen interagieren k?nnen müssen und nicht auf eine Technologie beschr?nkt sein sollten. Darüber hinaus kann die Plattformarchitektur mit semantischer Webtechnologie erweitert werden, um in Zukunft eine "Supersuche" zu gew?hrleisten. Semantische Webtechnologien verknüpfen nicht nur verschiedene Informationen miteinander, sondern erm?glichen auch die Verarbeitung der Inhalte. Ein einfacher digitaler Zwilling ist noch nicht intelligent. Erst durch den Einsatz von Wissensgraphen werden die einzelnen Punkte in eine sinnvolle systematische Struktur eingebunden. Wissensgraphen sind Datenformate, die Informationen sammeln und bereitstellen. Für die Entwicklung eines solchen Wissensgraphen haben wir mit dem Technologieunternehmen Computational Modelling Pirmasens (CMPG) zusammengearbeitet.

Der modulare Aufbau der Plattformarchitektur gew?hrleistet, dass weitere Module problemlos in die bestehende Struktur integriert werden k?nnen. So ist es m?glich, neben den Modulen "Verkehrsdaten" und "Immobilienverkauf" in Zukunft beliebig viele weitere Module in die Struktur einzubinden.

DATEN:RAUM:FREIBURG wird uns helfen, die komplexen Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Mit den Prototypen bringen wir das Projekt Smart City einen gro?en Schritt voran.

Martin Horn

Bürgermeister, Stadt Freiburg im Breisgau

Computergestützte Modellierung Pirmasens (CMPG)