Nachdem ein gro?er Teil der Nachkriegsbauten nach und nach aus dem K?lner Stadtbild verschwunden ist, hat in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden. Um das architektonische Erbe zu bewahren, wurden viele der verbliebenen Geb?ude entweder ganz oder teilweise unter Denkmalschutz gestellt. Dazu geh?rt auch die Fassade des "Haus Neumarkt", die von Arup nach historischen Vorbildern und neuesten technischen Standards restauriert wurde.

Durch eine nicht denkmalgerechte Sanierung in den 1980er Jahren hatte das Gebäude seinen ursprünglichen Charme der 1950er Jahre vollständig verloren. Der Eigentümer beschloss, das "Haus Neumarkt" zu erhalten und im Rahmen einer energetischen Sanierung fit für die Zukunft zu machen. Arup wurde mit der Architektur für die Gestaltung der Gebäudehülle, Bauphysik und Akustik beauftragt.

Die Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden ist oft eine anspruchsvolle Aufgabe. Arup ist es gelungen, nicht nur den ursprünglichen Charme des Gebäudes wiederzubeleben, sondern auch innovative Nachhaltigkeitsaspekte zu integrieren.

Denkmalgerechte Rekonstruktion

Schützen, regeln, repr?sentieren - die Funktionen der Fassade sind vielf?ltig. Als verbindendes Element zwischen Innen- und Au?enraum müssen sie sich zudem harmonisch in das st?dtebauliche Erscheinungsbild des Quartiers einfügen. Das "Haus Neumarkt" zeigt, wie diese Multifunktionalit?t gestalterisch umgesetzt werden kann. Da eine unsachgem??e Sanierung in den 1980er Jahren irreversible Sch?den an der Au?enhülle des Geb?udes hinterlassen hatte, galt es, die elegante Natursteinfassade aus Jura- und Muschelkalk mit den typischen dreiteiligen K?lner Fenstern sowie den charakteristischen schwarzen Glasbrüstungen unter Berücksichtigung aktueller bauphysikalischer Standards und in Anlehnung an das historische Vorbild zu rekonstruieren.

Reduzierter Energiebedarf

Einer der gr??ten Schwachpunkte von Nachkriegsbauten ist ihr hoher Energieverbrauch. Die Fassade hat als thermische Hülle einen gro?en Einfluss auf die energetische Performance eines Geb?udes. Um die schlanke Silhouette des "Haus Neumarkt" durch die D?mmung nicht zu beeintr?chtigen, wurde die Fassade leicht nach vorne versetzt. So konnte das Geb?ude ged?mmt werden, ohne seine Proportionen zu ver?ndern. Durch eine Kombination aus hochwertiger D?mmung, energieeffizienter Lüftungs- und Kühltechnik sowie ma?geschneidertem Sonnen- und Blendschutz wurde der Energieverbrauch minimiert und der Komfort des Geb?udes maximiert.

Aufgrund der innerst?dtischen Lage an einem stark befahrenen Verkehrsknotenpunkt werden an die Fassade erh?hte Schallschutzanforderungen gestellt. Mit modernen Schallschutzverglasungen und umlaufenden Anschlussrahmen konnte die ursprüngliche L?rmbelastung in den Innenr?umen um rund zehn Dezibel reduziert werden.

Zirkul?res Design

Da der sparsame Umgang mit Rohstoffen und Baumaterialien ein wichtiger Hebel zur Verringerung derCO2-Emissionen ist, rückt neben der Reduzierung des Energieverbrauchs zunehmend auch die Verringerung des Ressourcenverbrauchs in den Fokus. Die nachhaltigsten Baustoffe sind jene, die bereits vorhanden sind und nicht neu produziert werden müssen. Das spart Energie, Rohstoffe, Abfall und letztlichCO2. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft haben wir bei der Sanierung so weit wie m?glich auf Verbundwerkstoffe verzichtet. Stattdessen verwendeten wir sortenrein trennbare Materialien und einfache Steckverbindungen, die den Rückbau erleichtern.

Hervorragende ?ko-Bilanz

Geb?ude der Nachkriegsmoderne sind aufgrund ihrer schmalen Bauweise und des daraus resultierenden geringen Gewichts oft nachhaltiger als Massivbauten. Die Chance für weiteres Nachhaltigkeitspotenzial ergibt sich dadurch, dass die alten Baumaterialien und die Struktur erhalten bleiben und kein neues Geb?ude errichtet wird. Allein durch die Weiterverwendung der Stahlbetonkonstruktion konnten bei der Sanierung des "Haus Neumarkt" ca. 1.600m² Stahlbeton und damit 2.500 TonnenCO2 eingespart werden.

Die Fassade ist ein gro?er Gewinn für das Geb?ude und die Umgebung. In konstruktiver Zusammenarbeit mit unserer Beh?rde haben die Experten von Arup eine Vielzahl individueller L?sungen entwickelt, die die Details und die atmosph?rische Wirkung der Architektur der 1950er Jahre wieder zur Geltung bringen.

Rita Pesch-Beckers

Gebietsreferentin des Stadtkonservators im Amt für Denkmalschutz- und Denkmalpflege in Köln (Stadt Köln)